Bär in Not

Juli, 1999

Es war Mittagszeit in Flake und nachdem Wicki und Ylvie gut gegessen hatten, verabschiedeten sie sich von ihren Eltern, weil sie in den Wald gehen wollten. Halvar gab Wickie noch gute Ratschläge mit auf den Weg: "Und daß Du mir ja nicht wieder vo den Wölfen wegläufst Wickie! Ein echter Wikinger hat vor Wölfen keine Angst. Als ich so alt wie Du war, da hatten die Wölfe vor mir Angst. Ganz grün sind sie geworden, wenn sie mich und mein Schwert gesehen haben." "Ja, Vater!", antwortete Wickie und sah sich schon wieder auf einen Baum flüchten.

Dann gings es los. Am Waldrand war ein besonderer Felsen, den die Kinder des Dorfes "Teufelskopf" nannten. Wollte man den Wald betreten, mußte man Steine in die zwei kleinen Höhlen legen, die wie Augen waren. Wickie füllte das linke und Ylvie das rechte. "Eine Maus!", rief Ylvie. Rechts des Weges war plötzlich eine Maus aufgetaucht. Sie machte in der Mitte des Weges halt, beäugte die Kinder kurz und huschte dann ins hohe Gras, wo man sie nicht mehr sehen konnte. Wenig später begegneten sie einer Unke, die sich von den beiden Besuchern gestört fühlte und mißmutig in großen Sätzen im Gebüsch verschwand.

"Brüll, brüll!", ein wütendes Brüllen ließ den Wald erzittern. Ylvie und Wickie erschraken fürchterlich und umklammerten einander. Doch wenig später war die Neugier stärker als die Furcht und sie näherten sich dem Urheber des Gebrülls. Jetzt bemerkten sie auch ein jämmerliches Quieken. Und endlich sahen sie, was los war. Ein kleiner Bär war in eine Grube gefallen und kam nicht mehr heraus. Das Bärchen weinte bitterlich, weil es gefangen war. Oben um den Rand der Grube streifte die Bärenmutter, die wütend war, weil sie ihr Junges nicht befreien konnte.

"Wir müssen dem kleinen Bären helfen", forderte Ylvie.
"Aber ich habe solche Angst", entgegnete Wickie.
"Wenn wir nicht helfen, wird der arme, kleine Bär verhungern!"
Das sah auch Wickie ein und begann sich die Nase zu reiben: "Ich habs!"

Über die Grube ragte ein weit ausladender Ast eines Baumes. Wickie erklomm den Ast und ließ von da einen weiteren Ast in die Grube hinab. Die Bärin beobachtete zuerst mißtrauisch Wickies Vorhaben aber dann erkannte die Absicht seines Tuns. An dem heruntergelassenen Ast konnte sich nämlich der kleine Bär festklammern. Nun nahm Mama Bär das andere Ende ins Maul und zog ihr Junges herauf. Die beiden waren überglücklich und kehrten scherzend in ihre Höhle zurück. Doch kurz darauf kam die Bärenmama zurück und bedankte sich bei Ylvie und Wickie mit einem großen Blatt, das voll mit Honig gefüllt war.